06 Apr
Löwinnen siegen in SVN
Klassenerhalt gesichert
29 Nov
Damen - Bezirksliga
..der uns guten Handball zu lehren versuchte.
Wäre Handball ein Studiengang, wäre unser Sigi ein Experte
auf diesem Gebiet gewesen. Mithilfe unzähliger Fachzeitschriften und
ausführlicher Spielanalysen aus der Bundesliga (was natürlich genau unserem Niveau entspricht) versuchte er, auch uns die
Kunst seines geliebten Kreuzens, einer kompakten Deckung oder eines
temporeichen Angriffspiels einzubläuen, was ihn immer mal wieder an den Rand
der Verzweiflung brachte. Akribisch vorbereitet stand er stets als erster in
der Halle und kümmerte sich um den Aufbau seiner Übungen oder ratschte mit dem
einen oder anderen Übungsleiter. Wenn dann auch wir Spielerinnen langsam
eintrudelten, konnte man sofort an der blauen Ikeatasche - seinem Markenzeichen
- erkennen: Der Sigi ist da! Ab und zu gelang es uns noch kurz vor Trainingsbeginn,
einen Blick auf seine seitenlangen Trainingsplanungen zu erhaschen, woraufhin
wir gleich wieder weggescheucht wurden. Vor dem Inhalt von Sigis berühmt-berüchtigten
Zetteln grauste es uns nämlich schon immer: HIIT, Tabata und Co. verhießen
nicht Gutes.
Doch wer jetzt glaubt, dass die Anzinger Damen stets auf
Leistungsniveau trainiert hätten, den müssen wir leider enttäuschen. Auch Sigi
merkte schnell, dass seine Motivation und Leidenschaft nicht immer auf uns
überschlugen; nicht umsonst nannte er uns mit seinen über 70 Jahren gerne
mal „temperamentloser Haufen" oder
bezeichnete uns als völlig „leidenschaftslos".
Und wenn wir mal wieder zu begriffsstutzig waren, um die Erklärung seiner Übungen
zu kapieren, und sich jeder möglichst weit hinten anstellte, um ja nicht als
erster dranzukommen, ging er die Übungen geduldig noch einmal so langsam durch,
bis es sogar die letzte verstand. Gerne baute er auch immer wieder
höchstkomplizierte mathematische Aufgaben in die Übungsstunde ein, die uns zu
besserer Umschaltfähigkeit führen sollten, aber meistens eher für Verwirrung sorgten.
Er selbst scheute während den Einheiten vor gar nichts. Während wir schon
schnaufend auf dem Boden lagen, hüpfte Sigi selbst noch munter herum, pfefferte
Bälle durch die Gegend und wunderte sich, warum wir allmählich müde wurden und
nicht mehr konnten… Dabei bekamen wir nicht selten den Satz zu hören: „Wenn i des no ko, dann miaßts ihr des a
kenna!" - wo er Recht hat, hat er Recht.
Oft war er dabei so ins Training vertieft, dass er erst Trinkpausen für uns einlegte,
als wir alle schon japsend zu den Taschen krochen, oder er war so besorgt um
uns, dass alle 5 Minuten eine Trinkpause angeordnet wurde, was die Mannschaft
natürlich dankend annahm.
Trotz allem hat uns unser Trainer nie aufgegeben: er erstellte uns detailreiche
Trainingspläne und verordnete Cardioeinheiten, die von den Damen
selbstverständlich genauestens eingehalten wurden, was sich in dieser Saison
besonders an der ausgezeichneten Kondition aller Spielerinnen erkennbar macht.
#ironieoff
Und obwohl wir uns oft anstellten und zu seinem Unmut oft zum Ratschen
anfingen, bekamen wir doch häufig das ein oder andere „pfundig" oder„bärig" ausgesprochen.
Wann immer man unseren lieben Trainer in der Halle sah,
hatte er zu 90 Prozent eine Tasse Kaffee in der Hand. Und bei all der
Kaffeeliebe konnte es auch mal sein, dass pünktlich zum Anpfiff noch schnell Nachschub
hermusste. Oft mussten wir daher auch noch ein bisschen warten, bis wir
unseren Schlachtruf grölen konnten.
Besonders wichtig waren ihm zudem die Besprechungen kurz vor dem Spiel in der
Kabine, für die er sich immer äußerst viel Zeit ließ, um uns auf die Partie
einzustellen. Am liebsten veranschaulichte er seine Ideen für uns an einer
Pinnwand, was ihm an sich auch immer gut gelang, hätte er sich nicht konsequent zu Beginn
einer jeden Runde - zielsicher und abschirmend - exakt vor die Tafel gestellt.
Sigi erzählte uns auch liebend gerne mal kürzere, mal längere Anekdoten
(bevorzugter Weise die ausführliche Variante), sei es persönlich oder während langer
Telefonate. Und da konnte es schon mal vorkommen, dass ihm auch noch 10 Minuten vor dem Anpfiff eines Spiels eine
Geschichte einfiel, die er unbedingt anreißen musste.
Zu guter Letzt wies er uns aber immer noch kurz auf unsere eigene Wurfverantwortung
hin:
„Des bessere Eck is des lange Eck. Aber mir is des wurscht, wo du
hinwirfst; hauptsache du schmeißt ein Tor. Jeder hat seine eigene
Wurfverantwortung. Nicht dass du am Ende
sagst, ich wäre Schuld."
Während unserer Spiele versuchten wir immer, unsere beste
Leistung zu zeigen, Trainiertes umzusetzen und Sigis bevorzugten „bewusst
chaotischen Handball" zu spielen. Vor allem „ungewollte" Traumpässe an die
Kreisspielerin (wir nennen sie auch gerne mal Spielzug) und platzierte
Rückraumwürfe - die seiner Meinung nach viel zu selten kamen - verzückten ihn.
Eine Sache, die er sich immer von uns gewünscht hat, konnten wir jedoch leider
nie erfüllen: Das selbstständige Auswechseln. Dafür war die Bank für viele
einfach zu bequem!
Nach den Spielen plagten unseren Trainer oft schlaflose Nächte, die er immer hatte,
wenn wir entweder sehr gut oder richtig schlecht gespielt hatten, was beides
(leider) häufig vorkam.
Doch Sigi war nicht nur unser Trainer, er interessierte sich auch abseits des
Spielfelds für jede einzelne Spielerin. So riet er nicht nur einmal seinen „gscheidn, studierten" Damen zu einem
Maschinenbaustudium und freute sich über jede einzelne naturwissenschaftliche
Weiterbildung, die eines seiner Mädels begann. Und wenn sich mal eine von seinen
Spielerinnen verletzt hatte (was nicht selten vorkam), war immer eines sicher:
ein Anruf eines höchst besorgten Sigis.
Sigi Nefzger hat immer großes Potential in uns gesehen – wo
ist uns leider selber nicht immer ganz klar - aber er hat stets an uns als
Mannschaft geglaubt. Wir haben mit ihm nicht nur einen tollen Trainer, sondern
auch einen tollen Menschen und ein Vorbild verloren, der eine große Lücke,
jedoch auch viel Freude und schöne Momente hinterlässt. In der Zeit, in der
Sigi bei uns war, sind wir auch als Mannschaft mehr zusammengewachsen, wofür
wir ihm extrem dankbar sind. Er „lebte" den Handball und ließ uns an seiner
Erfahrung, seinem Wissen und an seiner großen Welt teilhaben. Wir sind mehr als
froh, einen so besonderen Menschen und gut ausgebildeten Trainer bei uns gehabt
zu haben und schauen sowohl mit einem lachenden, als auch mit einem weinenden
Auge auf die spaßige und lehrreiche Zeit zurück.
Danke Sigi, danke für so vieles. Du fehlst.
Und wie er selbst abschließend sagen würde: "Meine Damen, guad warts heid drauf.
"
10 Mär
Nächstes Spiel am 16.03. um 19:00 Uhr in Grafing