01 Feb
Herren 1 -Regionalliga
Auf den "Punkt" gebracht - Sieg in Lohr
Du hast erst verloren, wenn der Schiri abpfeift - und plötzlich hast du gewonnen!
Im Handball gibt es den "Punkt". Er liegt auf der Diagonallinie des Tores zur gegenüberliegenden Ecke und befindet sich ungefähr zwei Meter vor dem zweiten Kreis. Dorthin passt der Torwart beim Konter und der Konterspieler läuft diesen "Punkt" an. Immer und immer wieder wird das trainiert.
Eine aufgereizte Atmosphäre von ca. 500 Zuschauern erwartete die Anzinger Handballer nach 5-stündiger Busfahrt. Dabei auch 25 Fans aus dem Münchener Osten. Diese emotionale Stimmung lies beide Teams nicht unberührt - man merkte ihnen die Anspannung von Anfang an. Eng ging es her bis zum 3:3. Dann verschoss Anzing zwei Siebenmeter und die Spielhandlungen wurden immer verkrampfter und gelähmter. Immer einen Schritt zu langsam in dieser aufgeheizten Atmosphäre. Die erfahrenen Spieler der Unterfranken aus Ungarn, Tschechei, Litauen, Slowakei und Luxemberg kamen mit der Gesamtsituation besser zu recht und zogen auf 8:3 davon. Vor allem die Mitteldeckung hatten die Lohrer verstärkt und zwar mit dem 2,10 m großen Milan Kralik. Die Anzinger suchten zu oft den Abschluss über die Mitte. Trotz allem ließen sich die Löwen nicht beeindrucken und kamen wieder auf 8:6 heran. Die individuell stärkeren Lohrer konnten jedoch sofort wieder auf 13:8 stellen und diesen fümf Torevorsprung bis zur Pause mitnehmen (15:10).
Für die zweite Hälfte nahm man sich in der Kabine vor, die Halbangriffspositionen konsequenter anzugreifen. Zeleny und Bardina hatten dort zu viel Raum und niemand bekam - insbesondere Bardina - in den Griff. Leider fand Philipp Ball überhaupt nicht ins Spiel. Trainer Müller probierte auf dieser Position auch Schulz, Mayer und Reither aus. Insgesamt waren die Lohrer zwar spielerisch etwas besser, aber die Tore hatten sie überwiegend auf Grund von Fehlern der Anzinger erzielt. Nochmals machten sich in der Spielpause alle klar: Egal, wie es irgendwann steht, das Spiel wird in den letzten 10 Minuten entschieden. So war es in den vergangenen Spielen bei den Lohrern immer gewesen!
Leider ging es nach dem Wiederanpfiff genauso wie vor der Pause weiter. Die fünf Tore Differenz blieb bis zum 20:15. Dann ein kurzer Einbruch der Löwen und die Unterfranken erzielten drei Tore hintereinander (23:15). Viele dachten, dass das Spiel jetzt entschieden war. Doch Anzing nahm die Auszeit in der 44. Minute und Trainer Müller gab neue Anweisungen. Bardina sollte durch durch Philipp Ball Manndeckung erhalten und gleichzeitig sollte er die Angriffe der Lohrer stören, um den Ball zu klauen. Vorne weniger durch die Mitte, mehr über die Außen. Vier Tore in Folge brachte das! Den vier Tore Vorspung konnten die Elitespieler der Lohrer zwar bis zum 27:23 halten, aber man merkte, dass die Sicherheit in ihren Aktionen nachlies. Im Gegenzug wirkte Anzing sicherer und beweglicher. Phipp Ball machte seine neue Aufgabe in der Deckung jetzt besser und spielte vorne auf Außen groß auf. Drei Tore hintereinander erzielte er. Die Folge - eine weitere Aufholjagd der Löwen zum 27:26. Die Halle stand Kopf. Vier Minuten noch zu spielen und die Einheimischen erzielten das 28:26. Wer gedacht hatte, dass dies die Spielsicherheit der Lohrer zurückbringen würde, lag falsch. Überhastete Würfe, Einzelaktionen und leichte technische Fehler unteliefen den Lohrern in dieser Phase. Die Anzinger ließen sich nicht beeindrucken, blieben bei ihrem Spiel und glaubten an sich. Nach dem Motto: "Das Spiel ist erst entschieden, wenn der Schiri abpfeift". Philipp Ball zum 28:27. Max Haberthaler mit seiner Erfahrung und seinen technischen Fertigkeiten legte frei auf Außen einen Dreher um die Füße des ungarischen Torwarts der Lohrer. Selbstbewusstsein - Harakiri - Übermut - oder nur unbeeindruckt?? 28:28. Noch eine Minute zu spielen. Lohr hatte den Ball. Ein Kampf auf beiden Seiten. Fünf Sekunden vor Ende - Lohr schießt knapp neben das Tor. Einige Lohrer liessen die Köpfe bereits hängen ob des Punktverlustes. Die Anzinger feierten den Punktgewinn. Nicht so Fabian Fiedler und Philipp Ball. Fiedler holt den Ball und passt auf den "Punkt". Philipp Ball startet seinen "Punktlauf", fängt den Ball mit einer Hand aus der Luft und hämmert ihn aus neun Metern ins Netz. Die Uhr zeigt 59:59 - also eine Sekunde vor Schluss. Aus! 28:29 Sieg für die Löwen!!
Die ganze Dramatik entlud sich auf dem Hallenboden. Auf der einen Seite lagen die enttäuschten Lohrer, auf der anderen Seite die euphorisch feiernden Anzinger mit ihren Fans.
"So etwas erlebt man selten im Handballerleben. Mein Team hat nie aufgegeben und an sich geglaubt bis zur letzten Sekunde. Auch nicht nach dem 23:15. Zwar gehört auch ein wenig Glück dazu, aber wir wussten, dass das Spiel erst in den letzten 10 Minuten entschieden wird. Die letzten Spiele der Lohrer verliefen alle so", kommentierte ein freudestrahlender Trainer Müller.
Allerdings fügte er noch hinzu, "noch ist allerdings nichts entschieden. Der Kampf um den Nichtabstieg bleibt uns erhalten. Nach dem jetzigen Stand werden ziemlich sicher drei Teams aus der Bayernliga absteigen. Es können aber auch vier oder fünf sein. Das wird alles in der 3.-Liga entschieden. Es gilt also weiter volle Konzentration".
Es spielten: Fabian Fiedler, Axel Imhoff, Philipp Ball (7/1), Jonathan Limbrunner (7/3), Marinus Limbrunner (6), Max Haberthaler (3), Matthias Haberthaler (3), Markus List (2), Manuel Fischer (1), Max Bamberger, Markus Reither, Robin Schulz, Christoph Mayer.
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